• Künstlerische Therapien 

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Geschichte Trotz einzelner Erwähnungen um 2006 treten kunsttherapeutische Ansätze in der Palliativmedizin erst um 2010 häufiger in Publikationen auf. Ihre Bedeutung steigt besonders ab der zweiten Hälfte der 2010er Jahre, gemeinsam mit anderen Formen wie Sprach- / Schlucktherapie, physikalische Therapie, Aromatherapie, Bewegungstherapie und Yoga.

 

Bedeutungsspektrum in der Palliativmedizin  Künstlerische Therapien gehören zu den zusätzlich einsetzbaren nichtmedikamentösen Verfahren (wie etwa Ergotherapie, Aromatherapie, Würdetherapie usw.). Ein zentraler Wirkfaktor ist die Vorstellung einer Parallelsetzung von künstlerischen und psychischen Prozessen: Künstlerische Therapieformen ermöglichen über die nonverbale und verbalisierte Beschäftigung mit musikalisch-künstlerischen Inhalten eine Stärkung von psychischen Ressourcen, dienen zur Reduktion von Belastungserleben und Angst und können gut bei situativen und existentiellen Ängsten eingesetzt werden. Insgesamt dienen künstlerische Verfahren zur Förderung der Selbstständigkeit und Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit einer lebenslimitierenden Erkrankung, sie sind überdies effektive Maßnahmen zur Förderung von Entspannung und Wohlbefinden. Sie sind häufig mit dem Herstellen einer sozialen Interaktionssituation verknüpft (z.B. in Form gemeinsamen Malens oder Musizierens). In Fachtexten wird insbesondere die Vorstellung geäußert, dass künstlerische Therapien als „projektive Verfahren“ einen direkten Zugang zu Gefühlen ermöglichen. Kunsttherapie zielt auf den individuellen Ausdruck durch Malen und kreatives Formen und Gestalten und die Entstehung von inneren Bildern ab. Sie kann zur Beruhigung, Entspannung oder Selbstreflexion dienen und ist unmittelbar einsetzbar, weil die meisten Menschen in ihrem Leben schon einmal gemalt haben. Das kreative Schaffen stärkt die Autonomieerfahrung des Patienten und aktiviert seine Ressourcen. In der Musiktherapie lassen sich rezeptive und aktive Therapieformen unterscheiden. Bei der rezeptiven Musiktherapie werden mit dem Hören und Spüren von Musik unterschiedliche Ziele verfolgt: eine Verbesserung der Körperwahrnehmung, Entspannung, das Bewusstmachen von Gedanken und Gefühlen, Wachrufen von Erinnerungen, Reflexionen über das eigene Dasein usw. Im Rahmen der aktiven Musiktherapie sind die Patienten selbst tätig: Sie improvisieren auf leicht spielbaren Instrumenten (z.B. Schlaginstrumenten) und setzen ihre Stimme ein, ohne dass hierzu musikalische Vorkenntnisse nötig wären. Neben dem emotionalen Ausdruck dient aktive Musiktherapie auch der Förderung von Selbstwirksamkeit und der Verbesserung von Resilienz. Musiktherapeuten und -therapeutinnen sind in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten in der Onkologie/Hämatologie, Palliativversorgung und Hospizarbeit organisiert (http://www.musiktherapie-onkologie.net ). 

 

Kollokationen: Entspannungstherapie, Ergotherapie, Meditation, künstlerisch, Aromatherapie, Physiotherapie, Musik, Freund, Wirkung, Auseinandersetzung, Ehrenamtliche, Einsatz, Anwendung, Kommunikation

 

Feststehender Begriff: Ja. Sowohl Musik- als auch Kunsttherapie sind als Therapieformen fest definiert, auch wenn sich in ihrer konkreten Gestaltung Unterschiede ergeben können.

aus: Joachim Peters, Maria Heckel, Christoph Ostgathe (2020): Schlüsselbegriffe in der Palliativversorgung. Online-Handbuch. abrufbar unter https://www.uker.de/pm-handbuch