• Schmerztherapie 

Score-Wert:        28 (zentraler Kernwortschatz)

 

Geschichte  Der Begriff ist nicht zeitgebunden und tritt über alle untersuchten Zeiträume hinweg mit ebenmäßiger Distribution auf. In der Frühphase vor etwa 2007 ist die Palliativmedizin aber insgesamt wesentlich stärker auf Aspekte der Schmerzlinderung fokussiert, als dies in späteren Phasen ihrer Entwicklung der Fall ist. Schon die Kollokationen zeigen den breiten Gebrauch des Begriffs.

 

Bedeutungsspektrum in der Palliativmedizin  Schmerzlinderung gehört zu den ureigensten Anliegen der Palliativmedizin, sie ist schon in historischen Quellen als wichtigste Zielsetzung nichtkurativer Therapieformen greifbar. Die Linderung von Schmerzen durch Schmerztherapie stellte gerade in der Frühphase der Disziplin eines der wichtigsten Anliegen der Palliativmedizin dar. Grundsätzlich befinden sich Schmerztherapie und Palliativmedizin in einem unauflösbaren Näheverhältnis: Schmerztherapie und Schmerzmanagement sind nicht nur praktisch-methodische Teile der Palliativmedizin, sondern gewissermaßen auch angrenzende Fachgebiete. Ein erheblicher Anteil aller Textbelege bezieht sich sehr explizit auf Tumorschmerzen und ihre Linderung, hier wird der hohe Stellenwert von Krebserkrankungen in der Palliativmedizin deutlich. Andere Ursachen für Schmerzen wie etwa Wunden oder Brüche sind in den Texten nachrangig. Trotz eines ausgeprägten Willens zur Ganzheitlichkeit werden in Palliativtexten vor allem physische Schmerzen thematisiert (nozizeptiver Schmerz), wobei vor allem Akutschmerz und chronischer Schmerz unterschieden werden. Schmerzfreiheit ist ein wichtiges Kriterium für die Lebensqualität am Lebensende, in Fachtexten ist sie in hohem Maße mit Medikamentenwortschatz verknüpft: Schmerzdiagnostik ist ein fester Bestandteil der Symptomerfassung. Unterschiedliche in Leitlinien genannte Formen der Schmerztherapie beziehen sich auf verschiedene Stufen der Schmerzintensität. Schmerztherapie ist in der Regel medikamentöse Therapie, sie kann sowohl mit Opioid-Analgetika als auch mit Nichtopioid-Analgetika durchgeführt werden. In einigen wenigen Texten werden auch Cannabinoide als eigene Substanzklasse genannt, auch wenn für ihre Wirksamkeit keine belastbare Evidenz besteht. Nebenwirkungen schmerztherapeutischer Maßnahmen werden insgesamt nur selten thematisiert. Neben der physischen Komponente können psychische und soziale Dimensionen eine Rolle für das Schmerzempfinden spielen. Cicely Saunders prägte hierfür den Begriff der Total Pain: physische, psychische, soziale und spirituelle Komponenten von Schmerzen wirken beim Schmerzempfinden zusammen. Faktisch bezieht sich der total pain-Begriff aber weniger auf die Kategorie Schmerz als auf die allgemeinere Kategorie Leid. Schmerz ist ein multidimensionales Geschehen, das den ganzen Menschen erfasst.

 

Kollokationen: Symptomkontrolle, medikamentös, suffizient, WHO-Stufenschema, Grundprinzip, Grundregel, invasiv, nichtmedikamentös, Überwachung, Kenntnis, adäquat, kausal, pädiatrisch, Symptomlinderung, Opioid, Analgetikum, Intensivmedizin, praktisch, ausreichend, oral, optimal, Stufe, Morphin, Nebenwirkungen, onkologisch, Tumorpatient, psychosozial, spirituell, Kinder, Jugendliche.

 

Feststehender Begriff: Ja. Unter dem Begriff Schmerztherapie werden alle therapeutischen Maßnahmen subsumiert, die eine Reduktion von Schmerz zum Ziel haben.

aus: Joachim Peters, Maria Heckel, Christoph Ostgathe (2020): Schlüsselbegriffe in der Palliativversorgung. Online-Handbuch. abrufbar unter https://www.uker.de/pm-handbuch