• Ressource

Score-Wert:        15 (wichtiges Vokabular)

 

Geschichte
Vor 2004 ist der Ressourcenbegriff kaum verbreitet. Ausgehend von diesem Zeitpunkt entstehen nacheinander mehrere Bedeutungslinien, die in unterschiedlichen Verwendungszusammenhängen zum Tragen kommen. Die Frequenz des Wortes und der zahlreichen Wortbildungen auf seiner Basis steigen seither kontinuierlich an. Ressourcen können sowohl materielle als auch immaterielle Güter bezeichnen, sie sind als Mittel zu verstehen, die nötig sind, um ein bestimmtes Ziel bzw. einen angestrebten Zustand zu erreichen. In der Regel strebt die Verwendung des Ressourcenbegriffes auch die Vorstellung der (wirtschaftlichen) Quantifizierbarkeit eines bestimmten Gutes an.

 

Bedeutungsspektrum in der Palliativmedizin
Verschiedene Konzepte werden in der Palliativmedizin als quantifizierbare Ressourcen aufgefasst.

  1. Ökonomische Ressourcen: Dieser in der Gesundheitsökonomie verankerte semantische Zweig umfasst finanzielle, personelle und zeitliche Ressourcen, also Ressourcen im ursprünglichen Sinne. Er stellt quantitativ die vorherrschende Verwendungsweise des Wortes dar und ist eng mit dem Konzept von Sparsamkeit und Effizienz verknüpft. Ressourcen sind in aller Regel knapp bemessen, dennoch wird in palliativmedizinischen Fachtexten seltener von Ressourcenknappheit gesprochen als in anderen Disziplinen. Wirtschaftliche Ressourcen. können sowohl im Gesundheitswesen als auch bei Patientinnen/Patienten und Angehörigen lokalisiert werden
  2. Individuelle Ressourcen: Sie bezeichnen im Sinne von Coping- und Bewältigungsstrategien die psychischen, physischen und spirituelle Potentiale, auf die Personen in der Auseinandersetzung mit Krisen und Belastungen zurückgreifen können. Der Begriff zielt auf eine (im weitesten Sinne) quantitative Bewertung der Möglichkeiten, eine Belastungssituation effektiv bewältigen zu können. Aufgabe der Palliativmedizin ist es, individuelle Ressourcen richtig einzuschätzen, zu aktivieren und ggf. zu fördern.
  3. Soziale Ressourcen: Hiermit werden in den Texten vor allem die zeitlichen und psychisch-emotionalen Ressourcen der Angehörigen angesprochen, die in der Betreuung einen primären Bezugspunkt der Patientinnen/Patienten ausmachen. Selten ist metaphorisch auch von den Angehörigen selbst als Ressourcen die Rede. Idealerweise sollen sich zwischen medizinischen und hospizlichen Angeboten und der Pflege der Angehörigen Ergänzungs- und Synergieeffekte ergeben.

Diskussionen zum Begriff
Kritische Diskurse zu Ressourcen in der Palliativmedizin beziehen sich vor allem auf die gerechte Verteilung knapper Güter (vor allem Zeit und Personal) und auf ihren effizienten Einsatz. Palliativmedizinische Einrichtungen stehen unter Druck, mit den gegebenen Mitteln qualitativ hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung zu gewährleisten. Dennoch besitzen Schlagwörter wie Rationierung, Rationalisierung und Pflegenotstand in palliativmedizinischen Fachtexten einen eher geringen Stellenwert. In der deutschen Alltagssprache bezieht sich der Begriff - seiner Herkunft gemäß - fast ausschließlich auf wirtschaftlich-finanzielle Zusammenhänge und im Hinblick auf zunehmendes Selbstmanagement auf die individuellen Regulationsfähigkeiten einer Person im Alltag.

 

Kollokationen: knapp, personell, finanziell, zeitlich, öffentlich, Nutzung, Bewältigung, individuell, Gesundheitswesen, Bedürfnis, Familie, Krankenhausmanagement, zahlreiche besitzanzeigende Artikelwörter

 

Feststehender Begriff? Nein. Das Wort Ressource wird in unterschiedlichsten Kontexten mit z.T. erheblich differierender Semantik verwendet.

aus: Joachim Peters, Maria Heckel, Christoph Ostgathe (2020): Schlüsselbegriffe in der Palliativversorgung. Online-Handbuch. abrufbar unter https://www.uker.de/pm-handbuch