• Qualität

Score-Wert:        16,5 (wichtiges Vokabular)

 

Geschichte
Das verstärkte Interesse an Behandlungsqualität in der Palliativmedizin korreliert mit der zunehmenden Institutionalisierung des Faches, etwa in Form einer weiteren Verbreitung an Krankenhäusern oder als Teil des Curriculums in der Ausbildung. In diesem Zuge wird die Palliativmedizin immer stärker objektivierbaren Qualitätskriterien unterworfen. Insbesondere in den Jahren von 2011 – 2014 steigt das Interesse an Qualitätsaspekten in den Texten stark an. Dieser Prozess wird von der Entstehung eines ausgeprägten Qualitätswortschatzes und der Adaption von wirtschaftlichem Vokabular begleitet (Zentrum, Zertifizierung, Audit, Evaluation, Prozessoptimierung, Quantifizierung, Benchmarking).

 

Bedeutungsspektrum in der Palliativmedizin
Der gesteigerte Stellenwert von Qualitätskriterien in Fachtexten der Palliativmedizin entspricht einerseits allgemeinen Tendenzen zur stärkeren Normierung in der Medizin, andererseits betrifft er die Palliativmedizin als Disziplin mit stark ehrenamtlicher Prägung in besonderem Maße. Auch im Bereich des Ehrenamts erfolgt im Textbefund eine immer stärkere Transformation hin zu messbaren Qualitätskriterien. Qualität spielt letztlich in allen Bereichen der Palliativmedizin eine Rolle, wobei Lebensqualität als eigener Artikel hier unberücksichtigt bleibt. In der Regel betrifft Qualität Aspekte der Versorgung (Versorgungsqualität, Pflegequalität, Betreuungsqualität) oder gesundheitsstrukturelle Aspekte (Strukturqualität, Prozessqualität, Ergebnisqualität).
Qualität wird nach operationalisierbaren Kriterien im Sinne einer Skalierung gemessen und ist mit bestimmten Messgrößen verknüpft. Qualitätsindikatoren als wichtiges Instrument des Qualitätsmanagements sollen zur stetigen Verbesserung der Versorgung dienen. Standardisierungsprozesse sind nicht nur im Hinblick auf tatsächliche Ergebnisqualität von Bedeutung, sondern bedürfen auch verschiedener Formen der Zertifizierung (z.B. Qualitätssiegel). Qualitätssicherung ist mit Prozessoptimierung verknüpft. Prozessoptimierung meint eine strukturierte Analyse von alltäglich im Krankenhaus ablaufenden Prozessen im Hinblick auf eine bessere Patientenversorgung, sie ist Outcome-orientiert. Im Idealfall entspricht eine erfolgreiche Qualitätssicherung wissenschaftlichen Standards. Qualität muss sich neben solchen formalisierten Standards immer auch an eher subjektiven Kriterien wie der Zufriedenheit von Angehörigen und Patientinnen/Patienten messen lassen. Die Etablierung entsprechender Strukturen ist zudem nicht immer problemlos möglich.
Qualitätssicherung durch Zertifizierung kann durchaus auch Kritik hervorrufen. So wird ihr ein großer bürokratischer und personeller Aufwand attestiert und ihr sich beständig wiederholender Charakter kritisiert. Der Druck, der durch sich periodisch wiederholende Evaluationen, Zertifizierungen und Formalisierungsprozesse entsteht, kann schließlich auch Auswirkungen auf die Berufsbilder der Ärztin/des Arztes und der Pflegekraft an sich haben. Wettbewerb und Konkurrenz zwischen Ärzten/Ärztinnen oder Krankenhäusern seien Gefahren für den gesamten ärztlichen Berufsstand, auch in der Palliativmedizin. Diese würden durch das zunehmend betriebswirtschaftlich anmutende Qualitätsmanagement befeuert.

 

Kollokationen: institutionell, technisch, Versorgung, Sicherung, Kriterium, Bestimmung, Management, Indikator, verbessern, Evidenzgrundlage, QM, Höchstmaß, Leistungserbringung, Entwicklung, Transparenz, Patientensicherheit, Ergebnis, messbar, Instrument, Standard, Finanzierung.

 

Feststehender Begriff: Nein. Der Qualitätsbegriff wird in einer Vielzahl von Bereichen verwendet, er entspricht in seiner Bedeutung dem alltagssprachlichen Verständnis von Qualität im Sinne von Güte.

aus: Joachim Peters, Maria Heckel, Christoph Ostgathe (2020): Schlüsselbegriffe in der Palliativversorgung. Online-Handbuch. abrufbar unter https://www.uker.de/pm-handbuch