• Professionalisierung 

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Geschichte Das Wort Professionalisierung ist in palliativmedizinischen Fachtexten nicht extrem häufig, wird aber öfter verwendet als in den anderen untersuchten Disziplinen. Es tritt erst nach 2007 systematisch und in größerer Zahl auf.

 

Bedeutungsspektrum in der Palliativmedizin Professionalisierung meint wörtlich zunächst den Prozess des Professionell-Werdens, die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem Beruf und somit die „Verfachlichung“ einer Disziplin oder eines Berufsbildes. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen eingeführt, zudem steigt das Prestige des jeweiligen Berufes oder der Disziplin. Im Verlauf einer Professionalisierung geschehen verschiedene Veränderungen mit einem Tätigkeitsfeld:

  • Es wird fundiertes Sonderwissen aufgebaut, das mithilfe von wissenschaftlichen Methoden erbracht wird.
  • Es entsteht eine spezielle Fachterminologie, die von allen Personen, die im Fach tätig sind, verstanden wird.
  • Es werden lang andauernde, theoretisch fundierte Ausbildungsgänge auf akademischem Niveau eingerichtet.
  • Für die in der Disziplin beschäftigten „Professionellen“ entstehen Berufsverbände, Interessenvertretungen und Fachgesellschaften, beispielsweise hier die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin.
  • Es bildet sich ein ethischer Kodex heraus, dessen Kernpunkte von allen beruflich im Feld Beschäftigten getragen werden und sich der darüber hinaus auf das private und ehrenamtliche Engagement auswirkt.
  • Professionalisierte medizinische Fachbereiche sind Bestandteil einer Approbationsordnung.
  • Häufig entstehen Dokumente, die das Fach in seiner Gesamtheit zusammenfassen (in der Palliativmedizin etwa die S3-Leitlinie oder die Charta zur Betreuung Sterbender).

Die Professionalisierung der Palliativversorgung und Palliativmedizin vollzog sich schwerpunktmäßig zwischen 1990 und 2010, aufbauend auf den Grundlagen der seit den 1960er Jahren aktiven Hospizbewegung (Cicely Saunders). In dieser Zeit wurden die wichtigsten „professionellen“ Strukturen und Institutionen der Palliativmedizin begründet: die Fachgesellschaft, die Zeitschrift für Palliativmedizin, die Palliativmedizin als Querschnittsbereich, die SAPV und AAPV und verschiedene Lehrstühle für Palliativmedizin und die Erarbeitung der Charta. Professionalisierung wird häufig gemeinsam mit bestimmten anderen Begriffen genannt, die verwandte Prozesse bezeichnen, beispielsweise Institutionalisierung, oder Begriffen für Prozesse, die häufig mit Professionalisierung einhergehen (Spezialisierung, Bürokratisierung, Verbesserung). In der Palliativmedizin bedeutet Professionalisierung nicht nur die Verwandlung ehrenamtlicher Strukturen in Arbeitsplätze, die von hauptamtlichen Berufstätigen besetzt werden. Vielmehr lässt sich auch eine ausgeprägte Professionalisierung des Ehrenamts erkennen. Hierbei müssen ehrenamtlich Tätige neue Fähigkeiten erwerben und in ihrem Handeln bestimmten Qualitätsvorgaben genügen.

 

Kollokationen: Prozess, Spezialisierung, Bürokratisierung, Verbesserung, Institutionalisierung, Hospizarbeit, Anerkennung, Konsequenzen, zeitgenössisch, ehrenamtlich, Anbindung.

aus: Joachim Peters, Maria Heckel, Christoph Ostgathe (2020): Schlüsselbegriffe in der Palliativversorgung. Online-Handbuch. abrufbar unter https://www.uker.de/pm-handbuch