• Lebensende

Score-Wert:        28 (zentraler Kernwortschatz)

 

Geschichte
Schon um 2000 existieren neben Lebensende mehrere alternative Wörter mit sich überschneidender Semantik: Lebensende, Sterbephase, Sterbeprozess, letzte Lebensphase, Terminalphase, das Sterben. Ein englischer Begriff „end of life“ wird im deutschsprachigen Raum um 2000 noch nicht verwendet. Noch im Jahr 2008 steht das Wort in Anführungszeichen. Im Jahr 2010 wird end-of-life als Erstglied für verschiedene Wortbildungen (end-of-life-care, end-of-life-decisions) schließlich flächendeckend verwendet.

 

Bedeutungsspektrum in der Palliativmedizin
Die Begriffsverwendung ist wegen variierender Definitionen nicht immer unproblematisch. Es ergeben sich zwei Hauptbedeutungen:

  1. Lebensende als zeitlich ausgedehnte, nicht näher bestimmte letzte Phase des Lebens, insbesondere das hohe Alter wird in den Texten häufig genannt. Lebensende ist dann gekennzeichnet durch Veränderungen in der Ernährung, zunehmende Gebrechlichkeit, verminderte Mobilität und Aktivität, Sturzgefahr, gesteigerte Pflegebedürftigkeit, schließlich psychosoziale Einschränkungen. Sozial ist das Lebensende durch das wichtige Bedürfnis nach sozialer Nähe gekennzeichnet, wobei bei Menschen im höheren Lebensalter eine größere Gefahr der Isolation besteht.
  2. Im Gegensatz dazu wird das Wort auch als Synonym zu Sterbephase verwendet. Dann wird auf den Prozess des Sterbens im engeren Sinne Bezug genommen. Häufig sind spezifische Symptome mit dem unmittelbaren Lebensende assoziiert: Flüssigkeitsverlust, Flüssigkeitsmangel, Mundtrockenheit, Schluckstörungen und Störungen der Atmung (Keywords Atmung, Dyspnoe). Die feste Fügung Entscheidungen am Lebensende lässt den ethischen Charakter des Lebensendes erkennbar werden, das Lebensende erscheint sogar als Situation, die maßgeblich von der Entscheidungsfindung determiniert wird oder diese beinhaltet. Der Eintritt in die Phase des Lebensendes wird von den Texten zweitens als ein Anlass zur Änderung von Therapiezielen aufgefasst. Sie bezeichnet dann den Übergang vom Einsatz lebensverlängernder Maßnahmen hin zur Symptomlinderung und zur Fokussierung auf Lebensqualität.

Die tatsächlich vorliegende Bedeutung muss in Fachtexten beim Lesen aus dem Kontext erschlossen werden. Zustandsänderungen, etwa im Hinblick auf Therapieziele oder die Befindlichkeit der Patientin/des Patienten werden in den Texten vor allem durch Substantive und Verben markiert, die den Beginn einer Handlung oder einer Situation bezeichnen: Beginn, beginnen, einsetzen, Einsetzen, Eintritt, eintreten, Anfang. Diese Zustandsänderungen bestimmen auch den Zeitpunkt und die Angemessenheit von Therapieentscheidungen und Entscheidungsfindung. Am Lebensende sind zwei Teilbereiche besonders relevant, die wiederum die Lebensqualität betreffen: die physische Symptomkontrolle und die pflegerisch-umsorgende bzw. kommunikative Komponente palliativmedizinischen Handelns.

 

Kollokationen: Vorsorge, Übertherapie, Behandlungsabbruch, Entscheidung, Entscheidungsfindung, Therapiezieländerung, Therapiebegrenzung, Selbstbestimmung, Patientenautonomie, Versorgungssituation, Autonomie

 

Feststehender Begriff: Nein. In unterschiedlichen Zusammenhängen existieren verschiedene Auffassungen, wann das Lebensende beginnt.

aus: Joachim Peters, Maria Heckel, Christoph Ostgathe (2020): Schlüsselbegriffe in der Palliativversorgung. Online-Handbuch. abrufbar unter https://www.uker.de/pm-handbuch