• Ehrenamt, ehrenamtlich   

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Geschichte Die zentrale Rolle des Ehrenamts in der Palliativmedizin ist unter den medizinischen Disziplinen einzigartig. Die Wörter Ehrenamt und ehrenamtlich sind schon am Beginn des Untersuchungszeitraums im Jahr 2000 wichtig, und ihre Bedeutung nimmt im Verlauf der Zeit noch zu. In späteren Perioden sind Begriffe des Ehrenamts immer stärker mit Wortschatz der Strukturierung und Qualitätssicherung verknüpft: Das Ehrenamt wird spätestens seit Ende der 2000er Jahre immer stärker professionalisiert.

 

Bedeutungsspektrum in der Palliativmedizin  Die Zweiteilung in Ehrenamt und Gesundheitsberuf ist tief in palliativmedizinischen Texten verankert. Das Verhältnis zwischen beruflicher Arbeit und Ehrenamt wird im Allgemeinen komplementär, d.h. als positives Ergänzungsverhältnis gesehen. Auf die allgemeine Wertschätzung des Ehrenamts in der Palliativversorgung weisen nicht nur zahlreiche positive Kollokationen, sondern auch viele Metaphern hin, mit denen die wichtige Rolle des Ehrenamts hervorgehoben wird (Ehrenamt als Grundlage, Grundfeste, tragendes Element, tragende Säule, tragender Baustein). Ehrenamtliches Engagement wird häufig in Zusammenhang mit den Wörtern Palliative Care bzw. Palliativversorgung genannt, aber kaum mit dem Wort Palliativmedizin. Das Merkmal der Ehrenamtlichkeit ist aber noch stärker mit der Sphäre des Hospizwesens verknüpft. Die Hospizarbeit wird in höherem Maße als die Palliativversorgung von Ehrenamtlichen mitgestaltet – jedoch wären weder Hospizwesen noch Palliativversorgung ohne Ehrenamtliche in der heutigen Form denkbar. In den Texten werden immer wieder Idealvorstellungen in Bezug auf die Eigenschaften ehrenamtlicher Mitarbeiter genannt: Diese sollen etwa qualifiziert/ausgebildet, freundlich, engagiert, patientennah, selbstständig und belastbar sein. Mögliche negative Aspekte ehrenamtlicher Tätigkeiten – beispielsweise Belastung und Überbelastung oder Selbstüberschätzung und emotionale Verstrickung – spielen dagegen kaum eine Rolle. Einfühlsamkeit und ein positiver Blick auf soziale Beziehungen sind für Ehrenamtliche von besonderer Bedeutung. Mit hoher emotionaler Involviertheit und sozialer Kompetenz verknüpfte Bereiche wie die Trauerbegleitung und Sterbebegleitung zählen in den Fachtexten seit jeher zu den ureigensten Domänen ehrenamtlichen Engagements,  in Abgrenzung zum Ideal der „professionellen Distanz“ der hauptamtlichen Mitarbeiter. Sowohl Hauptamtliche als auch Ehrenamtliche müssen, um hochwertige Arbeit zu leisten, Weiterbildungsangebote absolviert haben. Auch Ehrenamtliche sind damit einem gewissen Qualifizierungsdruck unterworfen, sie sind fester Bestandteil von Prozessen der Qualitätsentwicklung. Qualitätsmanagement betrifft nicht nur Ärzte und Teammitglieder, sondern sehr explizit auch Ehrenamtliche, besonders im Bereich der Sterbebegleitung.

 

Kollokationen: Engagement, hauptamtlich, qualifiziert, Qualitätsanforderung, unentgeltlich, Hospizmitarbeiter, Hospizbegleiter, Hospizhelfer, geschult, Helfer, karitativ, Vorbereitungskurs, patientennah, Befähigung, Hospizverein, Kernteam, Schweigepflicht, Fortbildungsangebot, Koordinator, Rollenverständnis, Sterbebegleiter

 

Feststehender Begriff: Ja. Ehrenamtlichkeit ist definiert als Handeln, in dessen Rahmen eine Einzelperson oder eine Gruppe freiwillig und unentgeltlich Arbeit leistet.

aus:Joachim Peters, Maria Heckel, Christoph Ostgathe (2020): Schlüsselbegriffe in der Palliativversorgung. Online-Handbuch. abrufbar unter https://www.uker.de/pm-handbuch